Salve All,

die Digitalisierung des Fernmeldenetzes wurde 1997 bundesweit offiziell abgeschlossen. Eine Ortsvermittlungsstelle besteht jetzt nicht mehr aus EMD- und Hebdrehwählern sondern aus Computern welche die Telefonate weitervermitteln. Doch mit der zunehmenden Digitalisierung nahmen auch Erscheinungen zu, wie man sie von der alten Relaistechnik her nicht gewohnt war. Dabei ist es interessant zu sehen, daß diese Erscheinungen wohl nur bei ISDN-Anschlüssen (ISDN = Incompatible Shitty Digital Nonsense) auftreten während analoge Telefonanschlüsse trotz der Digitalisierung der Ortsvermittlungsstellen davon verschont bleiben.

Ein solcher Effekt ist das dauernde Besetztzeichen wenn man zu den unmöglichsten Tageszeiten versucht eine Telefonnummer außerhalb des eigenen Ortsnetzes anzurufen. Ruft man die gleiche Telefonnummer über einen analogen Telefonanschluß an, hört man erstaunt und ungläubig z.B. die Ansage „Der Teilnehmer hat eine neue Rufnummer ....”.

Gehen wir noch einmal zurück zur mechanischen Vermittlungstechnik der 50er Jahre. Fernleitungen waren damals ein kostbares Gut. Rief man außerhalb des eigenen Ortsnetzes einen Teilnehmer an dessen Anschluß gerade besetzt war bekam man von der Vermittlungsstelle aus der Fernzone das Besetztzeichen aufgeschaltet. Um diese unnötige Belegung von Fernleitungen zu verhindern wurde in einer Gruppenwählerstufe ein Relais hinzugefügt. Kam nun über eine Fernleitung ein Besetztzeichen, gab das Relais automatisch sie Fernleitung wieder frei und schaltete den Teilnehmer auf das Besetztzeichen der lokalen Ortsvermittlungsstelle.

Doch nun zurück in die Neuzeit. Es scheint, das speziell im Falle von ISDN alle Ansagen die von außerhalb der eigenenen Ortsvermittlungsstelle stammen zwecks Freigabe der Fernleitung einfach auf das Besetztzeichen der eigenen Vermittlungsstelle geschaltet werden. Nicht nur, daß diese Verfahrensweise in der Vermittlungstechnik diplomatisch ausgedrückt dem ISDN-Nutzer einige Probleme bereiten kann, entsprechende An- und Nachfragen bei der Störungsstelle der Telekom blieben mit einem am Telefonhörer deutlich zu hörenden Schulterzucken unbeantwortet.

Während eines Telefongespräches mit einem Kundendienstmitarbeiter der Telekom-Niederlassung Wiesbaden kam dann per Zufall der Hinweis, es handele sich dabei um einen bekannten Fehler der derzeit vermittlungstechnisch nicht behebbar sei. Man stelle sich das bildlich vor, es werden Milliarden in die Modernisierung des Fernmeldenetzes gesteckt und die Telekom ist nicht in der Lage die Lieferanten der digitalen Vermittlungstechnik dazu zu überreden die bekannten Fehler im System zu beheben. Immerhin ist der hier beschriebene Fehler dem Autor schon über zwei Jahre bekannt. Es hat wohl den Anschein, daß bei der flächendeckenden Einführung von ISDN und digitalen Vermittlungsstellen die Telekommunikationssicherheit keine weitere Rolle für die Investoren gespielt hat.

Doch bleiben wir noch etwas bei den interessanten Effekten die ISDN hervorrufen kann. Die wohl gelungenste Werbekampagne für ISDN war zweifelsfrei die ISDN-Förderung 1995/96. Nicht nur ISDN-Anschlüsse fanden reißenden Absatz sondern auch kleine Nebenstellenanlagen. Diese hatten durch die hohe Nachfrage mehrere Monate Lieferzeit. Der Renner der Telekom war zu dieser Zeit z.B. die EUMEX 208 Nebenstellenanlage. Mit solchen Nebenstellenanlagen können auch nette Besetztzeichen generiert werden, ohne das der Besitzer der Anlage davon etwas ahnt. Zwar handelt es sich hierbei nicht um einen Fehler in der Vermittlungstechnik der Telekom sondern um einen Konfigurationsfehler der Anlage, doch könnte dieser Fehler durch eine kleine Änderung in der Vermittlungstechnik für den Normalnutzer transparent werden.

Kleine Nebenstellenanlagen (wie z.B. EUMEX 208) können über die Hauptnebenstelle oder über einen Notebook konfiguriert werden. Bei dieser Konfiguration wird u.a. definiert welche der drei ISDN-Rufnummern auf welche Nebenstelle geschaltet wird und welcher Dienst an dieser Nebenstelle zur Verfügung steht. Als Dienste stehen Sprache, Fax und Datenübertragung zur Konfiguration zur Verfügung. Bei einem versuchten Verbindungsaufbau zwischen zwei ISDN-Anschlüssen wird auch die gewünschte Dienstekennung übertragen wobei nur gleiche Dienste miteinander eine Verbindung aufbauen können. Ruft nun eine ISDN-Nummer konfiguriert auf Sprache eine ISDN-Nummer konfiguriert auf Datenübertragung an, stellt die anrufende Nummer nach der Übertragung der Dienstekennung fest, das es sich hier um zwei unterschiedliche Dienste handelt und schaltet den Teilnehmer einfach auf das Besetztzeichen anstatt auf eine Textansage die darauf hinweist, daß es sich um unterschiedliche Dienste handelt. Dabei wäre eine entsprechende Textansage eine einfache Lösung um das Problem der fehlerhaften Konfiguration für den Kunden transparent zu machen. In der Praxis tritt dieses Problem öfters auf als man denkt. Durch das Besetztzeichen fällt es nur nicht jedem auf.

So braucht man nur an eine als Sprachdienst konfigurierte Nebenstelle auch noch ein Modem anzuschließen, und man bekommt keine Verbindung mehr zu den meisten Internet-Providern, da diese Einwählknoten im ISDN für Datenübertragung konfiguriert sind. Und diese Mehrfachnutzung ist durch 3-fach TAE-Steckdosen (NFN oder FFN-Kodierung) überall gegeben.

Best regards,

Howard

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