Salve All,

Computer sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Fast jeder hat heutzutage einen Computer zuhause stehen oder zumindest einen Computer an seinem Arbeitsplatz. Und so sollte es eigentlich kein Problem sein sich schnell mal einen Computer zu kaufen. Doch wenn man dann in die Verlegenheit gerät, kann man das Wort "schnell" gleich ersatzlos streichen. Und was man dabei noch so alles erlebt muß man schon unter der Rubrik Lebenserfahrung verbuchen. Doch diese Geschichte ist es wert von Anfang an erzählt zu werden.

Die Szenerie: 4 Zimmer Wohnung, Zwilling die nach Fast Food schreien (Wayne & Jeffrey, 4 Monate alt) und wichtige Arbeit die noch erledigt werden will. Ich hechte also an meinen heiß geliebten, uralten 286er (der 1989 bei der Anschaffung immerhin 5000.- DM gekostet hat!) und betätige den Netzschalter. Doch bereits das Boot-Geräusch unterscheidet sich erheblich von dem sonst üblichen Geräusch. Ein Blick auf den Bildschirm genügt. Die Festplatte ist leise surrend gen Festplattenhimmel gefahren. Schock! Wo sind meine Backup-Bänder? Nach 30 Minuten intensiver Suche konnte dann beruhigt festgestellt werden, daß wenigstens kein ernsthafter Datenverlust eingetreten ist. Nur meine neu angelegte Datenbank (ca. 1MB) ist bis auf weiteres weg (aber die werde ich auch noch irgendwie retten können). Als nächstes wird nach dem Werkzeugkasten gesucht (vielleicht ist ja eine Reparatur doch noch möglich). Rechner aufgeschraubt, an allen Kabeln gewackelt, den Controller ausgetauscht, die Festplatte mit einem Meinungsjustierer (Hammer) traktiert. Nichts. Und das an einem Donnerstag Abend. Wenn ich morgen eine Ersatzfestplatte bestelle wird die nicht vor Dienstag oder Mittwoch ankommen. Und die Arbeit kann nicht so lange warten. Der nächste Schock. Ersatzteil kommt nicht mehr in Frage, da es keine Ersatzteile mehr gibt. RLL Festplatten sind nicht mehr zu bekommen. Aber ein Händler meint, ich solle doch einfach eine IDE Festplatte einbauen. Der Einbauversuch scheiterte dann aber an der Heimtücke und der Hinterlist des AMI BIOS aus dem Jahr 1986. Dieses BIOS kennt keine benutzerdefinierten Festplattentypen. Und die vorgegebenen Festplattentypen sind nicht zu bekommen. Demgegenüber wird eine RLL Festplatte im BIOS des Western Digital Controllers eingetragen und das BIOS kennt benutzerdefinerte Festplattentypen. Es hilft also alles nichts, ein neuer Rechner muß her. Ist ja auch kein Problem. Rechner kann man ja heutzutage an jeder Ecke kaufen. Aber zuerst muß geklärt werden welcher Rechner gekauft wird. Eigentlich keine Frage. Ein Notebook (auf welchem dann auch dieser Erfahrungsbericht nachts um 3 Uhr im Bett liegend geschrieben wurde), man muß schließlich seinem gesteigerten Mobilitätsbedarf Rechnung tragen. Mindestanforderung war 4MB RAM, 120 MB Festplatte, 64 Graustufen Display, 386 CPU und er darf nicht mehr als 2500 DM kosten.

Am nächsten Morgen dann rein in das Auto und ab in die Stadt. Aber zuerst mal umschauen und Preise vergleichen. Der erste belästigte Händler war eine Filiale der Firma ESCOM. Und da war auch schon mein Notebook. Und auf dem Preisschild stand 1999 DM. Fein. Gekauft. Oder, besser ausgedrückt, ich versuchte zu kaufen. Eine Bedienung, 12 Kunden im Laden (ich war der Letzte). Nach 30 Minuten gab ich entnervt auf. Ab zum nächsten Händler. VOBIS ist ja nur zwei Straßen weiter.
Hier erklärte mir die Bedienung (nach 25 Minuten Wartezeit) das man in der Preisklasse keine Notebooks mehr habe. 486er wären noch da, die würden aber alle über 3000 DM kosten. Außerdem machte man mich darauf aufmerksam, daß INTEL die 386er Fertigung eingestellt hätte, man würde also keine 386er Notebooks mehr reinbekommen. Auf meinen zaghaften Hinweis, daß in dem Prospekt das auf der Theke liegt aber einige Notebooks aufgeführt wären, erwiderte man nur, daß die Prospekte ja fast schon vierzehn Tage alt wären und man nach denen heute nicht mehr gehen könne. Zurück zu ESCOM.

In meinen Schweiß mischen sich fast ein paar Tränen als ich den Laden betrete und feststellen darf das ich der einzige Kunde im Laden bin. Und zehn Minuten später kommt auch schon die Bedienung mit der Entschuldigung auf den Lippen, daß der Laden ab morgen wegen Umbau bis auf weiters geschlossen wird. Aber immerhin, man bedient mich. Nachdem ich meinen Kaufwunsch artikuliert habe umwölkt sich die Stirn des Verkäufers (ich habe doch hoffentlich nichts falsches gesagt?). Der freundliche Verkäufer weist mich darauf hin, daß der von mir gewünschte Notebook zwar vorrätig sei, aber bereits in den LKW verladen der die restlichen Geräte in eine andere Filiale bringt. Er könne mir aber günstig einen Drucker verkaufen (den ich nicht brauche). Nachdem ich aber auf meinem Kaufwunsch beharre, erzählt der Verkäufer (hinter vorgehaltener Hand natürlich) das der von mir gewünschte Notebook ja eigentlich nur mit 8MHz getaktet wird, weil wenn man ihn in den 33MHz Modus hochschaltet Windows nur noch abstürzt, der Akku binnen kürzester Zeit leer ist und der Prozessor zu heiß wird. Aber einen einwandfrei funktionierenden Drucker habe er noch da. Nach einer resignierenden Verneinung, ich bräuchte wirklich keinen Drucker, werde ich höflich aber bestimmt aus den Räumlichkeiten komplimentiert, man müsse schließlich den Drucker jetzt auf den LKW laden. Leicht entnervt begebe ich mich zum nächsten Geschäft. Die Computerabteilung der Firma Hertie.

Die gigantische Auswahl ist schier erdrückend. Ein Laptop (286/10, 640kB, 40MB) aus dem Jahr 1988 ziert die Vitrine zum sagenhaft günstigen Preis von nur 3999.-. Ha! Ist ja fast geschenkt. Doch was steht denn da in der Ecke? Genau das was der Sohn meines Vaters eigentlich suchte. Ein Siemens Notebook (486SX/25, 4MB, 80MB, VGA Farbdisplay) für ganze 3200.- DM. Also Geld nachgezählt, alle Taschen ausgeleert, Kreditkarte gesucht, Euroschecks bereitgelegt, den Rechner kann ich mir leisten. Ist zwar teurer als geplant aber man gönnt sich ja sonst nichts. Aber kein Verkäufer weit und breit. Das darf doch nicht wahr sein. Ja kann denn sowas angehen? In Richtung Kasse in Bewegung gesetzt und höflich nach einem Verkäufer ersucht. 30 Minuten später war kein Mensch da. Wieder in Richtung Kasse in Bewegung gesetzt und unhöflich nach einem Verkäufer verlangt. 15 Minuten später immer noch kein Mensch da. Mit der lautstarken Bemerkung "Gesinde trab an!" nochmals in aller Öffentlichkeit nach einem Verkäufer verlangt. Alles umsonst. Da kann man schon mal verstehen wenn Leute Amok laufen. Ich frage mich ernsthaft was aus der Devise "der Kunde ist König" geworden ist. Ich will Geld ausgeben und keiner will es haben. Sowas ist mir auch noch nicht passiert. Aber es gibt ja noch andere Läden. Nächster Versuch, Computerabteilung Karstadt.
KGV, kannste ganz vergessen. Die Computerabteilung ist ca. 2qm größer als meine Toilette und hat nur Bücher, Spiele und einigen Krimskrams. Aber kein Notebook weit und breit. Jetzt gehen mir langsam die Ideen aus.

Fazit: Leise weinend und stinksauer bin ich wieder heim gefahren. Um 18 Uhr habe ich noch einen Termin. Um 17.30 Uhr ein letztes Aufbäumen. Vielleicht werde ich ja in der Computerabteilung vom Pro Markt fündig. Also im Schweinsgalopp zum Pro Markt und in der Computerabteilung gleich an die Vitrinen gestürzt. Aber was für eine Enttäuschung, entweder sind die Rechner zu teuer (jenseits 3900.- DM für s/w Notebooks) oder zu schlecht ausgestattet (286/10 oder 386SX/25 mit 1MB, 40MB). Aber es gab auch positives zu vermerken. Auf meinen Schlachtruf "Bedienung" folgt sogleich ein Verkäufer der sich beflissentlich nach meinen Wünschen erkundigt. Nachdem ich im erklärt hatte wonach es mich gelüstet war er der Meinung mir könne geholfen werden. Sprachs und verschwand im Lager. Und eine Minute später sollte mein Traum wahr werden. Da war er, mit dem schönsten aller Notebooks (in dezentem Kunststoffdunkelgrau). 486SX/25 mit 4MB RAM, 120MB Festplatte, LC Display mit 64 Graustufen, integriertem Trackball, Tragetasche, MS DOS 6.0, Ladegerät, 2 Akkus und formschönem Pappkarton mit integriertem Tragegriff (nach modernsten ergonomischen Erkenntnissen gestaltet, der Tragegriff natürlich, der Notebook ist ein kleiner rechteckiger Kasten wie alle Notebooks). Und das für nur 2999.- DM. Der Deal gilt. Zaghafte Anfrage ob denn auch Euroschecks genommen werden (ich hatte ja nur 2600.- DM einstecken). Klar, null problemo. Fein. Er (der Fachverkäufer) müsse mir nur noch eine Rechnung für die Kasse schreiben, damit die Kasse auch weiß was der Pappkarton mit Inhalt kostet. Nach 5 Minuten hektischer Arbeit am Lagercomputer stellten sich die ersten Schweißperlen auf der Stirn des Verkäufers ein. Nach weiteren 5 Minuten verrieten die Bewegungen des Verkäufers zunehmende Nervosität. Die auf dem Pappkarton angegebene Inventarnummer war im Lagerverwaltungsprogramm nicht auffindbar. Schwitzend hechtete er ins Lager, kam zurück und führte mehrere Telefongespräche. Ich wartete nun schon seit 45 Minuten auf die Rechnung und mein Termin war auch geplatzt. Doch da, endlich die Rechnung. Manuell erstellt (von Hand geschrieben). Tja, es geht doch nichts über altmodische Technik. Also ab an die Kasse und bezahlt. Glücklich strahlend nach Hause gefahren und sofort DOS und alle anderen softwaretechnischen Annehmlichkeiten unserer heutigen Zivilisation auf dem Notebook installiert.

Etwas nachdenklich stimmte mich dann aber die Bemerkung meiner Frau, daß meine Haare langsam grau werden. Woran das wohl liegen könnte, ich sei doch noch gar nicht so alt.

Best regards,

Howard

Macro-Image of a Notebook Harddisk Controller Board

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