In den späten 60er Jahren entwickelte sich in den USA ein Untergrund, der versuchte, durch die Ausnutzung von technischen Mängeln oder nicht vorhandener Schutzmechanismen in Telekommunikationseinrichtungen, „kostenlos'' zu telefonieren. Schwerpunkt dieser Entwicklung war außer in New York der Westen der Vereinigten Staaten und hier besonders San Francisco im Staat Californien.

Es kamen hier zwei Dinge zusammen welche die Gründung eines telefonmißbrauchenden Untergrunds begünstigten. Es gab und gibt in der Bay Area hervorragende technische Universitäten und der Zeitgeist der Studenten war damals eher gegen große monopolistische Unternehmen gerichtet (AT&T hatte damals praktisch ein Marktmonopol in den USA).

Die Leute in diesem Untergrund nennen sich „Phreaks" oder „Phreakers" wobei der Name eine zusammengesetzte Abwandlung aus den englischen Wörtern „Phone'' und „Freak'' ist.

Der berühmteste Phreaker in den USA war Anfang der 70er Jahre „Captain Crunch'' (Geburtsname John Draper). Er fand in einer Cornflakes-Packung (Markenname „Captain Crunch'') eine Pfeife die einen 2600Hz Ton (Hz = Hertz - internationale Maßeinheit für die Anzahl der Wiederholungen (Frequenz) einer Schwingung pro Sekunde) von sich gab. Dieser 2600Hz Ton erlaubte es damals unter Ausnutzung einer technischen Unzulänglichkeit in der Vermittlungsstelle kostenlos zu telefonieren. Von diesem Ton leitet sich auch der Name der amerikanischen Zeitschrift „2600Magazine'', einem Hacker und Phreaker Magazin, ab

In aller Regel haben langjährige Phreaks ein verhältnismäßig umfangreiches Wissen über den Aufbau und die Funktion von Telekommunikationstechnik und ihr Hauptziel ist es, diese Telekommunikationssysteme so zu nutzen, daß keinerlei Kosten für sie selbst entstehen. Ob dabei ein Einzelner oder eine Telefongesellschaft für die Kosten aufkommt, die bei der Leistungserschleichung verursacht werden, ist für einen Phreaker nicht relevant.

Phreaks suchen unter anderem gezielt nach Unternehmen die Einwählleitungen mit Modems, gebührenfreie Rufnummern oder Voice-Mailbox Systeme einsetzen, da hier vorausgesetzt wird, daß die Telefonrechnung dieses Unternehmens so hoch ist, daß ein Mißbrauch der Telekommunikationsmittel und die dadurch entstehenden Kosten für das Unternehmen nicht weiter auffallen werden. Gute Phreaker versuchen ihren Mißbrauch derart zu gestalten, daß er auch nicht durch statistische Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen ermittelt werden kann.

Phreaker organisieren sich oftmals in losen Gruppen und tauschen ihre Erfahrungen, Tips und Tricks über Computernetzwerke mit anderen Phreaks aus. Wird eine interessante Telefonnummer oder ein funktionierender Mißbrauchstrick von einem Phreaker entdeckt, kann die Information darüber bereits innerhalb von 24 Stunden weltweit über das Internet verteilt sein.

Die direkte Folge dieser Informationsverteilung ist, daß eine wachsende Zahl von Phreakern versucht die gerade entdeckte Telefonnummer oder das Telefonsystem zu knacken und dann für ihre Zwecke zu mißbrauchen. Kann ein solcher Mißbrauch nur über eine plötzlich überhöhte Telefonrechnung festgestellt werden und wird auf einer monatlichen Basis abgerechnet, so haben die Phreaker mindestens einen Monat Zeit das System unentdeckt zu mißbrauchen und entsprechende Kosten entstehen zu lassen.

In vielen Fällen kann auch keine klare Trennungslinie zwischen Phreakern und Hackern gezogen werden. Sehr oft wenden Hacker Phreaker-Techniken an um kostenlos telefonieren zu können, umgekehrt wenden Phreaker oftmals Hacker-Techniken an um an interessante Informationen zu kommen oder um in Computersysteme einzudringen. Leider führt diese Tatsache in den Massenmedien zu der Verallgemeinerung, jedes Vorkommnis mit dem Etikett „Hacker” zu belegen.

Unterwirft man die Phreaker-Szene einer genaueren Betrachtung wird man feststellen, daß es nur einige wenige Phreaker gibt, die wirklich „innovativ'' sind und über genügend technisches Sachverständnis verfügen, um neue Mißbrauchsmöglichkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln. Der überwiegende Großteil der Personen die sich in der Phreaker-Szene tummeln kann man zu den Mitläufern zählen, die nur von den Informationen gebrauch machen, die von „innovativen'' Phreakern weitergegeben werden. D.h. die wirkliche Anzahl von potentiell gefährlichen weil „innovativen'' Phreakern ist relativ gering (vielleicht 2% - 5%) gemessen an der gesamten Phreaker-Szene. Die Gehfährlichkeit der Szene besteht mehr in der Tatsache der schnellen Weitergabe von relevanten Informationen.

Gerade in den USA war mit der frühzeitigen und stark zunehmenden Digitalisierung der Telekommunikationstechnik eine zunehmende Phreakertätigkeit zu beobachten. Dies ging bis in die 90er Jahre hinein wo ein mittlerweile schon fast legendärer Krieg zwischen zwei Phreaker-Gruppen entbrannte. Dabei wurde dieser Krieg zwischen der „Legion of Doom” und den „Masters of Deception” fast ausschließlich im Telefonnetz ausgetragen, was auch zu unerwünschten Nebeneffekten bei vielen unbeteiligten Telefonkunden führte.

Obwohl diese allgemeine Definition eines Phreakers recht einfach klingt, in den nachfolgenden Texten werden die dem Phreaker zur Verfügung stehenden Techniken und Instrumentarien näher beschrieben. Dabei wird klar wie komplex auch die Phreaker-Szene in einigen Bereichen aufgebaut ist um diese Vielfalt an Technologie beherrschen zu können.

Best regards,

Howard

Relaissatz Leitungswähler

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